Der 56-jährige Pfaffenhofener zeigt sich entschlossen und nennt auch gleich die Themen, mit denen er punkten will – von Bürger-Service über Ilmtalklinik bis Radwege-Konzept
Audio: "Wir brauchen jemanden, der sich kümmert" (Niedermayrs erste offizielle Rede)
Von Tobias Zell
Franz Niedermayr will es wissen. Er geht für die FDP ins Rennen um den Posten des Pfaffenhofener Landrats. Der 56-Jährige wurde heute Nachmittag im Hotel Alea in der Kreisstadt einhellig zum Kandidaten seiner Partei nominiert. Und er geht die Sache durchaus entschlossen an. „Wenn ich es nicht ernsthaft vorhätte, dann bräuchte ich es gar nicht machen“, erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Und an die Adresse von Amtsinhaber Martin Wolf (CSU), den er vom Thron stoßen will, sagte er: „Martin, du bist ein netter Mensch – aber das mit der Ilmtalklinik passt nicht.“
Vorgeschlagen worden war Niedermayr vom kürzlich neu gewählten FDP-Kreisvorsitzenden Thomas Neudert, dem selbst ein Wahlkampf ins Haus steht: Der 41-jährige Wolnzacher will bekanntlich für die Liberalen in den Bundestag einziehen. Zuvor hatten die Partei-Vertreter einhellig beschlossen, dass sie mit einem eigenen Bewerber in die Landrats-Wahl im Mai gehen wollen. Einhellig bedeutet: acht von acht Stimmen. „Ich freue mich, dass die FDP ihrer demokratischen Verpflichtung nachkommt“, sagte Thomas Stockmaier, der Fraktionschef der Liberalen im Kreistag.
Franz Niedermayr ist 56 Jahre alt, wohnt im Pfaffenhofener Ortsteil Förnbach, ist Vater einer Tochter (21) und eines Sohns (24). Als Diplom-Ingenieur ist er Inhaber eines Planungsbüros und Sachverständiger. Politisch ist Niedermayr kein unbeschriebenes Blatt. Er ist Chef der Pfaffenhofener FDP und Beisitzer im Vorstand des Kreisverbands. Seit bald 15 Jahren sitzt er im Pfaffenhofener Stadtrat, sechs Jahre lang war er Mitglied des Kreistags.
An seine Zeit als Kreisrat knüpfte Niedermayr auch in seiner Vorstellungsrede an. Er sei damals in dem Glauben ausgeschieden, dass auch an der Ilmtalklinik alles in Ordnung sei. Leider sei dem aber nicht so. Und schon das sei ein guter Grund, nun für den Posten des Landrats zu kandidieren. Traditionell ist der Pfaffenhofener Kreischef auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Klinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg, die von den Landkreisen Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent) getragen wird.
Doch letztlich gebe es viele Gründe für seine Kandidatur, so Niedermayr. „Wir haben einen Haufen Themen.“ Neudert lobte den Mut des frisch gekürten Landrats-Bewerbers und erklärte, er sehe gute Chancen, etwas zu verändern. „Wahlen brauchen Kandidaten“, betonte Neudert einmal mehr und erneuerte seine Kritik an der SPD und den Freien Wählern.
Bis heute gab es bekanntlich nur einen offiziellen Bewerber um den höchsten Posten im Landkreis – und das war Amtsinhaber Wolf (CSU), der von seiner Partei bereits nominiert worden ist. Für die Grünen hat der Kreisvorsitzende Norbert Ettenhuber bereits seine Bereitschaft signalisiert, ins Rennen zu gehen – er muss von seiner Partei aber erst noch aufs Schild gehoben werden – was jedoch reine Formsache sein dürfte. Die SPD hat indes schon beschlossen, dass sie keinen eigenen Kandidaten stellt – und der Kreisvorstand der Freien Wähler empfiehlt seinen Mitgliedern selbiges.
Außerdem stellte FDP-Kreischef Neudert klar, dass Niedermayr im Falle eines Wahlerfolgs die volle Amtszeit von sechs Jahren absolvieren werde. Wolf hat – wie berichtet – angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl nur mehr drei Jahre an der Spitze des Landkreises stehen zu wollen. Er führte für diese Entscheidung private Gründe ins Feld und bekam von seinen Parteifreunden volle Unterstützung – wenngleich diese ihn gerne noch weitere sechs Jahre im Amt gesehen hätten, wie CSU-Kreischef Karl Straub & Co. mehrfach betonten. Wolfs anvisierte Amtszeit-Verkürzung auf ausgerechnet drei Jahre kommt nicht von ungefähr: Seit der Amtsenthebung von Landrat Josef Schäch (damals FW, heute FDP-Kreisrat) finden im Kreis Pfaffenhofen die Wahlen von Landrat und Kreistag nicht mehr gemeinsam statt.
Wolf wurde 2011 zum neuen Landrat gewählt, regiert nun bis 2017. Der aktuelle Kreistag wurde im Jahr 2014 und bis 2020 gewählt. Wenn also der nächste Landrat freiwillig seine Amtszeit auf drei Jahre verkürzt, würden ab 2020 die beiden Wahlen wieder parallel stattfinden. Das war eine Forderung von SPD und Grünen, auch die Freien Wähler begrüßen das. Ettenhuber, der designierte Grünen-Kandidat, hat bereits erklärt, im Falle seiner Wahl den Weg für die Zusammenlegung der beiden Urnengänge im Jahr 2020 freimachen zu wollen. Die FDP grenzt sich hier nun klar ab: Neudert hatte kürzlich bereits betont, dass seiner Meinung nach ein Kreischef, der gerade mal drei Jahre agiere, kaum Impulse setzen kann.
Der frisch gekürte Landrats-Kandidat Franz Niedermayr hatte nach der Aufstellungsversammlung direkt im Anschluss beim Neujahrs-Empfang der Kreis-FDP ("Mehr Flagge zeigen, präsenter werden, Basis verbreitern") – ebenfalls im Hotel Alea – auch gleich seinen ersten offiziellen Auftritt. In seiner Rede (hier zum Anhören) gab er Einblick in die Themen, mit denen er im anstehenden Wahlkampf punkten will. Wieder war es die hochdefizitäre Ilmtalklinik, die er an den Anfang seiner Ausführungen stellte.
„Das kann's ja wohl nicht sein“, sagte er mit Blick auf das in den vergangenen Jahren immer wieder gestiegene Minus, das ja von den Gesellschaftern entsprechend ihrer Geschäftsanteile gedeckt werden muss. „Wenn wir schon Geld ausgeben, dann sollte es wenigstens funktionieren“, monierte er Niedermayrund verwies zum Beispiel auf stundenlange Wartezeiten in der Notaufnahme – die er auch an einem selbst erlebten Fall festmachte.
In Sachen Verkehr warb Niedermayr für ein übergreifendes Radwege-Konzept im Landkreis. „Wolf fährt Motorrad“, meinte er bissig. „Ich würde Rad fahren.“ Im Zusammenhang mit E-Mobilität geht es nach Ansicht des FDP-Kandidaten auch ums Radfahren, Stichwort: E-Bike. Aber dafür müsse man die Infrastruktur schaffen – und da gebe es noch viel zu tun.
Für den Tourismus werde einerseits schon einiges getan, sagte Niedermayr – doch andererseits baue man viele Windräder. Das passt für ihn offenbar nicht zusammen. Denn wenn es dann im Landkreis aussehe wie in Thüringen, dann wolle er hier nicht mehr leben. Auch hier grenzt sich die FDP – Neudert steht Windkraft-Anlagen in der Region ebenfalls skeptisch bis ablehnend gegenüber – klar von Wolf ab, der bekanntlich als Windkraft-Befürworter gilt.
Für die großen Museen im Landkreis – etwa das Kelten- und Römer-Museum in Manching oder das Deutsche Hopfenmuseum in Wolnzach – fordert Niedermayr ein stärkeres finanzielles Engagement des Landkreises.
Beim Thema „Bauen“ stellte Niedermayr klar: Es sei ja richtig, dass alle Gesetze eingehalten würden, aber man müsse auch die Bürger unterstützen. Seiner Ansicht nach könnte man die Prozesse bei der Genehmigungsbehörde abkürzen, wenn es einen „Kümmerer“ geben würde. Das aktuelle Dilemma beschreibt er so: „Weil wir halt mehr an die Gesetze glauben, als an den Menschen. Wir sollten wieder mehr an die Menschen glauben.“ Der FDP-Mann will sich für mehr Bürger-Service einsetzen: „Ich will einen Landkreis, der für die Bürger da ist.“ Deshalb könnte es seiner Meinung nach einen solchen Kümmerer auch für andere, wichtige Bereiche geben. Ihm sei wichtig, „dass die Leute ordentlich durch diesen Gesetzes- und Paragrafen-Dschungel begleitet werden“. Niedermayr würde deshalb ein Bürgerbüro im Erdgeschoss des Landratsamts einrichten.
Und Niedermayr will, so erklärte er weiter, den Informationsfluss verbessern. Zum Beispiel in Sachen Ilmtalklinik sei „nie wirklich“ Information geflossen. Er hat den Eindruck, dass man da vieles gar nicht wissen dürfe. Die Bürger hätten aber das Recht darauf, zu wissen, wohin das Geld fließt. „Ich würde alle Daten offenlege“, versicherte er.
Im Gespräch mit seiner Tochter sei Niedermayr ein weiteres Thema klar geworden, bei dem es anzupacken gelte. „Für Kinder gibt’s Hallertown, aber für die Jugendlichen nix“, zitierte er die 21-Jährige im Interview mit unserer Zeitung.
Anhand dieser genannten Themen, so fasste er zusammen, sehe man schon, dass es sich lohne, wenn die FDP einen Landrats-Bewerber stelle. „Es wird ein schwerer und harter Weg“, räumte Niedermayr ein. Aber seine Kandidatur solle auch zeigen: „Wir brauchen die FDP – im Bund, im Land, im Kreis.“ Die Liberalen hätten, „die Ideen von normaldenkenden Menschen“. Und: „Wir müssen den Leuten zuhören.“ Josef Postel, stellvertretender Vorsitzender der Kreis-FDP, formulierte es noch offensiver: „Wir brauchen in diesem Landkreis einen neuen Landrat.“
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